Für WELTGESTALTER bewegten sich Seilschaften der Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel in unterschiedlicher Zusammensetzung entlang des Grenzgebiets von freier und angewandter Kunst. Ohne zusätzlichen Sauerstoff erarbeiteten sie neun Produkte und markierten diese mit den Namen von Schweizer Berggipfeln.

Im Zwischenbereich von angewandter und freier Kunst wurde eine Bestandsaufnahme gemacht. Ziel war es, die eigenen Möglichkeiten zu erproben, ihre Grenzen kennen zu lernen und dabei eine verbesserte Kultur für die Entwicklung von angewandten Arbeiten zu finden. Es war ein bewusster Entscheid – für die Bearbeitung von Produkten aus der alltäglichen Produktion mit eigenen Ressourcen – und gegen eine gefasste, zeitlich begrenzte Workshop-Situation sowie gegen die Unterstützung seitens eines externen Designers.

 

GEBIETSERKUNDUNG

Potentielle Produkte oder Produktideen wurden unter dem Fokus auf Designpotential und Realisierbarkeit gesichtet. Alle gewählten Produkte sind von Hand hergestellt, die meisten haben einen Unikatcharakter mit großem Eigenleistungsanteil der Mitarbeitenden in Design und Verarbeitung. Einige Produkte konnten 1:1 übernommen werden, sie waren schon in Zusammenarbeit mit einem Designpartner entstanden. Auch die Objekte, die einen eher künstlerischen Charakter aufweisen, wurden in ihrer Autonomie respektiert und so belassen, wie sie sind. Andere Produkte, die gestalterisch, technisch oder handwerklich als Gebrauchsobjekt noch nicht ausgereift waren, wurden für Weltgestalter unter dem Einbezug von BergführerInnen aus unterschiedlichen Spezialgebieten weiter entwickelt und dann noch einmal einer abschließenden Beurteilung unterzogen. Aus dem gesamten Pool wurden unter dem Titel Höhenzug neun ausgesuchte Produkte und Objekte präsentiert.

 

TOUR 1: VOM HANDWERK ZUR KREATION

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GEFAHRENSTELLEN

Bei dieser Gebietserkundung ergaben sich einige Handicaps: Die meisten Mitarbeiter der Kreativwerkstatt arbeiten behinderungsbedingt in Teilzeit und sind krankheitsbedingt häufig abwesend. Für eine spätere Produktion ist zu bedenken, dass Mitarbeiter wegen manueller oder psychischer Einschränkungen nur bedingt in der Lage sind, an einem Produkt zu arbeiten, bei dem es auf Präzision und Wiederholung eines festgelegten Prozesses ankommt. Personell und kulturell unterscheidet sich die Kreativwerkstatt stark von einer Produktionsstätte. Für die Teammitglieder der Kreativwerkstatt ist es eher ungewohnt, in verbindlichen, häufig interdisziplinär ablaufenden Design-Prozessen zu arbeiten. Die Größe des Betreuerteams und die unterschiedliche berufliche Herkunft sind eine Herausforderung für die Kommunikation. Produkte sind eng an Vertrieb und Vermarktung gekoppelt. Hier gibt es institutionsübergreifend nur bedingt geeignete Vertriebsorte. Die personellen und finanziellen Ressourcen, die nötig sind, um die Produkte selbst zu vermarkten, sind begrenzt. Bezüglich Label-Entwurf sowie Label- und Werbemittelgestaltung ist die Kreativwerkstatt nicht frei in der Vermarktung ihrer Produkte. Diese Faktoren sind, wenn überhaupt, nur langfristig veränderbar.

 

TOUR 2: EINZELSTÜCKE / PROTOTYPEN

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TOUR 3: MEMORIAL TOUR

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AUSBLICK

Der Einbezug der behinderten Mitarbeiter in das Design gibt interessante Impulse und erzeugt neuartige Produktideen. Die Arbeit am langwierigen und eher langsamen Design-Prozess fordert das Team heraus. Es benötigt spezielle Rahmenbedingungen und einen klaren Ablauf von freier Gestaltung und Begleitung über Evaluation, Weiterentwicklung und Manufaktur bis hin zur Vermarktung. Will man sich in diesem Bereich konsequent etablieren, muss man sich aus einer Kultur der Fülle an eine Kultur der Konzentrierung herantasten. Bedingt durch den größeren Ressourceneinsatz und Unterstützungsaufwand muss strenger und enger selektiert werden: Welche Produkte werden für eine Weiterentwicklung verfolgt? Welche Abläufe werden innerhalb der Werkstatt installiert? Wie geht man didaktisch und methodisch mit den Mitarbeitern und ihren Schöpfungen um? Es ist die Aufgabe des gesamten Teams, ein kreatives Milieu zu fördern und zu erhalten, in dem neue Ideen entstehen können. Unikate werden regelmäßig von einem kleinen Designteam evaluiert. Bei der Entscheidung, welche Produkte weiterverfolgt werden, müssen Machbares und Wünschbares ausbalanciert werden. In der Zusammenarbeit von Mitarbeitern, Teamleiter und Designteam werden diese Produkte weiterentwickelt. Sollte sich das Produkt bewähren, wird es nach verbindlichem Beschrieb von geeigneten Personen in Manufaktur in kleiner Serie hergestellt. 

 

Hier gelangen Sie zur Präsentation des Projekts im Rahmen der Fachtagung SOCIAL DESIGN am 07./08. Juni 2013 in Hamburg.

 

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